Seit gestern schaue ich mir nun die Fotos der Berliner Coronaleugnerdemo an. Eigentlich könnten es schöne Fotos sein. Bunt sind sie. Wenn ich sie mit Fotos von rechten Demos vergleiche, fällt mir kein einziges Schwarz-Weiß-Foto auf. Ein Filter, der sonst gerne für bedrohliche Szenarien genutzt wird. Fantasievoll verkleidete Menschen in der Hauptsache, keine Glatzen, Springerstiefel oder sonstiges geistiges Persönlichkeitsmobiliar. 16.000 Besucher oder 1.000.000. Keiner weiß es so genau. Wichtig ist einzig, dass diese Menschen in ihrer Verblendung bereit sind, entgegen alle wissenschaftliche Erkenntnisse jeden Menschen, der in den nächsten Tagen in ihre Nähe kommt, zu gefährden. Maske aus! Kondom weg! Lass se ersaufen! Wir können nicht alle retten! Mir das meiste! Jeder, der will, kann ne Wohnung kriegen, dann muss auch niemand auf der Straße schlafen! Warum eigentlich noch auf die Feinheiten achten? All das sind Auswüchse einer Mentalität, die einzig den eigenen Spaß, den eigenen Wohlstand und den persönlichen Komfort vor Augen hat. Maske ab! Alle Menschenverachtung in zwei Worten! Heute kann es ein Virus sein, gestern ertrinkende Geflüchtete und morgen? Wer weiß das schon. Eine laute Minderheit, die sich als absolute Mehrheit fühlt findet gerade in der heutigen Zeit, in der die Probleme potenziert sichtbar werden, stets Gelegenheiten, alles in Frage zu stellen, was Wissenschaft, Moral und Ethik uns abverlangen.
Es waren wohl auch viele Besucher mit ihren Kindern da. War es ihnen egal, dass die Kinder seit März kaum in die Schule oder in den Kindergarten gehen konnten? Egal, dass gerade die Schüler in den höheren Klassen wegen des Homeschoolings, das teilweise digital, teilweise nicht stattfand, regelrecht abgetaucht sind? Egal, wie viele Kinder und Ehepartner in ihrer persönlichen Hölle zu Hause wie Gefangene lebten? Egal, wie vielen Kulturinstitutionen, Freischaffenden, Künstlern, Gaststättenbetreibern das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht? Egal, dass man Verwandte in Pflegeheimen und Krankenhäusern nicht besuchen konnte und Menschen, die man liebt, gestorben sind, ohne dass man sich von ihnen verabschieden konnte? Egal, dass wir auch jetzt wieder auf dem besten Weg sind, unsere Kinder, Jugendliche, die Älteren und Schwächsten unserer Gesellschaft zu opfern für das Gefühl, als Minderheit überlegen zu sein und den Zweifel sowie die Ablehnung derart kultiviert zu haben, dass jede Logik ad absurdum geführt wird.
Es gab sie doch immer schon. Die Handvoll derer, die aufgewacht sind, die sich erleuchtet fühlten und im Besitz der absoluten Wahrheit waren. Niemand, auch kein Wissenschaftler kann auf seine Wahrheit pochen und sie als unumstößlich ansehen. Das wird auch niemand. Wahrheit ist fragil und oft von einer Perspektive abhängig. Sie ist so lange gültig, bis es neue Erkenntnisse gibt. So lange sollten wir ihr vertrauen , auch wenn es nicht unsere ist. Ich glaube, ich bin die erste, die ihre Maskensammlung nach ganz hinten ins Regal räumt, wenn es einmal vorbei ist, denn dieses Gefühl mit der Maske vor dem Gesicht nervt mich auch. Ich möchte das ganze Gesicht meines Gegenübers sehen und auch mein ganzes Gesicht zeigen. Dennoch… wir benötigen Geduld und dieser Geduldsfaden wird mit jeder dieser idiotischen Demos weiter strapaziert und wird so länger und länger. Das macht mich richtig wütend! Die Zeit der Pandemie verlängert sich mit jedem, der diese Pandemie leugnet und nicht bereit ist, diese wenigen Regeln, die unangenehm sein können und trotzdem von jedem ohne Probleme befolgt werden können, einzuhalten. Deshalb…
Habt Geduld! Und die, die gestern in Berlin waren oder auch nur im Geiste bei diesen Chaoten mitmarschiert sind und sich überlegen fühlen, indem sie auf die einfachsten Anstandsregeln verzichten und sich so als Widerstandskämpfer fühlen:
Entfreundet euch! Ernsthaft! Es gibt keine Gemeinsamkeiten!
Die Redaktion der Seite OMAS GEGEN RECHTS DEUTSCHLAND-BÜNDNIS bedankt sich bei der Autorin für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Eine Passage in diesem Post liegt voll daneben. Nichts ist den Corona-Gegner*innen egal, im Gegenteil: Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie führen sie auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, nicht auf diese selbst zurück. Sie glauben ja gar nicht daran, dass es eine Pandemie gibt und halten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für falsch, weil übertrieben. Folglich meinen sie auch, sie seien die Bewahrer*innen der Freiheit.
Die Verunsicherung in einer Welt, in der vermeintliche Sicherheiten abnehmen, hat sie geblendet, da stört Wissenschaft nur. Es ist schrecklich, ja. Ob ein Aufruf zur „Entfreundung“ hilft, wage ich zu bezweifeln.
Mir ist bei der Demo vor allen Dingen die Verhöhnung demokratischer Werte, der Zynismus, das Lustvolle am Anti-Demokratischen bei den Demonstranten aufgefallen. Wie nennt das der Psychiater? Magligner Narzissmus? Nekrophilie? Ein Brechmittel, würde der Gastroenterologe sagen.
Ent-freundet euch! Heisst das: befeindet euch? Und das, nur weil andere anders denken? Genau da beginnen Ausgrenzung, Intoleranz, Nichtachtung, Verurteilung, Feindschaft, Unfreiheit, Diktatur und Krieg, genau das, was so menschenverachtend in rechtsradikalen Vereinigungen zum Ausdruck kommt und bei dem Zusammenschluss: „Omas gegen rechts“ angeprangert wird – wenn ich es richtig verstehe.
Schon in dem ……g e g e n…….liegt die Unmoeglichkeit zu einer friedlichen Menschlichkeit
Erst interpretieren Sie und dann schlussfolgern Sie falsch. Entfreunden bedeutet, dass man Leuten sagt, wo die Grenzen der Gemeinsamkeit liegen.
Und Sie sind nicht GEGEN etwas? Wir schon. GEGEN KRIEG . GEGEN RASSISMUS. GEGEN EXTREMISMUS. GEGEN FRAUENDEINDLICHKEIT und vieles andere mehr.
FÜR SOLIDARITÄT – FÜR FRIEDEN!
Wir sind auch GEGEN EGOISMUS – deshalb tragen wir zum Schutz der Mitmenschen auch Maske.